Was steckt hinter dem geplanten Modell? Wie hoch ist der Bonus für Familien? Welche Reinigungsfirmen können sich auf der staatlichen Plattform registrieren? Ein Überblick.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will Alleinerziehende, Familien mit kleinen Kindern und pflegebedürftigen Angehörigen unterstützen. 2023 soll das „Alltagshelfer“-Projekt an den Start gehen – voraussichtlich mit einer App. Die Idee ist nicht neu: Heils Parteikollegin Manuela Schwesig stieß 2014 als Familienministerin schon einmal mit einer ähnlichen Idee vor, doch wurde daraus nichts.
Weil sich Familien in der Regel keine sozialversicherte Reinigungskraft oder Haushaltshilfe leisten können, weichen sie oft auf günstigere Schwarzarbeit aus. Das von Hubertus Heil geplante Gutschein-System soll das nun ändern. Familien sollen künftig einen Zuschuss in Höhe von 40 Prozent für Dienstleistungen im Haushalt bekommen. 60 Prozent der Kosten müssen die Bürgerinnen und Bürger selbst tragen. Insgesamt beträgt der Bonus maximal 2.000 Euro pro Jahr.
Auf der anderen Seite sollen zertifizierte Reinigungsfirmen ihre Dienstleistungen den Familien über eine App anbieten können. Der Kunde bucht dann zum Beispiel eine Reinigung, gibt den vom Staat zugeschickten Gutscheincode ein und muss automatisch nur noch 60 Prozent zahlen. Die Firma rechnet den Gutschein dann mit der zuständigen Behörde ab. Reinigungsfirmen werden nur für die App zugelassen, wenn sie Sozialversicherungsbeiträge und den Mindestlohn von 12 Euro an ihre Beschäftigten zahlen.
Das System ist gut gemeint, aber schlecht durchdacht – und wirft viele Fragen auf: Worin besteht der Anreiz für Reinigungskräfte und Reinigungsfirmen, sich auf der Plattform zu registrieren? Wie viel werden die Reinigungen kosten, wenn sie für finanzschwache Familien bezahlbar bleiben sollen – pendeln sie sich da nicht auf einem Mindestlohnniveau ein? Wie sollen selbstständig tätige Reinigungskräfte unter diesen Umständen überleben? Und wie sollen Reinigungsfirmen qualifiziertes Personal finden, wenn sie lediglich den Mindestlohn zahlen können? Kümmert sich der Staat auch um den Kundenservice oder bleibt dieser an den ohnehin überlasteten Reinigungsfirmen hängen? Diesen Fragen wollen wir in diesem ExtraSauber Spezial auf den Grund gehen.
ExtraSauber Spezial
Mehr erfahren
Für „schwarze“ Reinigungsfirmen gibt die App keinen Anreiz, ein Gewerbe anzumelden. Im besten Fall entsteht ein Mindestlohnsektor – ohne Wachstums- oder Innovationspotenzial. Warum das so ist, erfahren Sie hier.
Heils Modell wird durch die niedrige Entlohnung hauptsächlich Menschen ins Reinigungsgewerbe ziehen, die zwar arbeiten wollen, aber sonst keine Beschäftigung finden. Die Folge: Nutzer der Plattform werden mit den gebuchten Reinigungen in der Regel unzufrieden sein.
Warum Gutscheine im Wert von 40 % Familien nur auf den ersten Blick finanzielle Entlastung bringen.
Hinter Online-Plattformen steckt mehr als nur eine App. ExtraSauber ist ein Marktplatz, der Reinigungsfirmen einen Rundum-Service bietet und Kundinnen und Kunden persönliche Betreuung und Beratung. Wer kümmert sich um das alles bei der Staats-App?
Bei Heils Idee gilt es vor allem, das Gutschein-Modell zu überdenken. Langfristig kann Schwarzarbeit im Reinigungsgewerbe jedoch nur eingedämmt werden, wenn der Staat die gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen für Reinigungskräfte anpasst. Wir haben Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet.
Wenn du deine Einwilligung widerrufen möchtest, klicke einfach auf den Abmeldelink am Ende jeder von uns gesendeten E-Mail oder kontaktiere uns unter service@extrasauber.at. Wir schätzen und respektieren deine persönlichen Daten und deine Privatsphäre. Unsere Datenschutzbestimmungen findest du hier. Durch das Absenden dieses Formulars erklärst du dich damit einverstanden, dass wir deine Daten gemäß diesen Bedingungen verarbeiten dürfen.